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Ausstellungseröffnung: "Weil wir den Krieg verneinen, weil wir das Leben lieben" (25.10.2017)

„Es war eine Ausstellungseröffnung – so ergreifend und bewegend, wie ich das noch nicht erlebt habe. Ich habe immer noch ein bisschen Gänsehaut“, dieses Fazit einer Besucherin dürfte vermutlich den Emotionen vieler Teilnehmerinnen und Teilnehmer gleichkommen, die vor wenigen Tagen im Foyer des Uelzener Kreishauses die Vernissage der Ausstellung „ALLES ANDERS“ miterlebt haben – eine durch den CJD Jugendmigrationsdienst Uelzen realisierte Präsentation, in der eine Gruppe junger Geflüchteter mit Fotos und Texten ihr Leben und ihre Sichtweise auf das Leben in Deutschland und die deutsche Gesellschaft vorstellen – und die noch bis einschließlich Freitag, 1. Dezember 2017 zu den Öffnungszeiten des Kreishauses kostenlos besucht werden kann. Auch Führungen können unter der Rufnummer 0581/9077681 oder 0581/82-298 gebucht werden.

Beeindruckende Fotos und Texte, insgesamt knapp 50 Exponate, zogen die Besucherinnen und Besucher bereits zur Ausstellungseröffnung in ihren BannDicht gedrängt bis hinauf in die Treppenaufgänge standen die weit mehr als 100 Gäste, um den vielfältigen Darbietungen der Akteure folgen zu können. Und die begannen ihrerseits gleich mit einer bewegenden Mischung aus Vortrag und Theateraufführung. Der aus Syrien geflüchtete Bela Mohammad, der zurzeit eine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker absolviert, und der ebenfalls aus Syrien geflüchtete Mustafa Ekhtiar, der derzeit einen Intensivsprachkurs besucht und studieren möchte, trugen gemeinsam mit Svenja Quednau vom CJD einen Text vor, der allen Anwesenden „unter die Haut“ ging. Mit dem immer wieder verwendeten Satzende bzw. Text-Refrain „…dann bist Du Syrer“ führten sie ihren Zuhörern vor Augen, was es bedeutet, den Krieg hautnah erlebt zu haben und nun als Flüchtlinge in Deutschland angekommen zu sein.

Im Anschluss an diesen bewegenden Auftakt dann der Auftritt von Muhsen Asfari, ein ebenfalls aus Syrien Geflüchteter, der in dem weitgehend zerstörten Land hauptberuflich als Mitglied des Staatsorchesters tätig war. Mit seinen heimatlich anmutenden Gitarrenklängen verstand er es in hervorragender Weise, die nachdenkliche Stimmung aufzugreifen und gleichzeitig musikalisch zu begeistern.

Dicht gedrängt standen die Gäste der Vernissage, um den Darbietungen der Akteure zu folgenAuch weitere musikalische Darbietungen und ein Gedicht mit dem Titel „Geräusche“ zogen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellungseröffnung in ihren Bann. Letzteres geschrieben und vorgetragen vom ebenfalls aus Syrien geflüchteten Mohammad Alsmadi, auch er zurzeit in der Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können als der junge Mann seine Empfindungen ins Mikrofon sprach: „Ich rieche nichts, außer verbranntes Holz. Ich höre nichts, außer dröhnende Panzer. Wir hoffen auf eine Zukunft, weil wir den Krieg verneinen, weil wir das Leben lieben“, so nur ein kleiner Auszug seines aufrüttelnden Gedichts.

Und auch Syed Alim Rahmani gab Einblicke in seine Gefühlswelt und die erste Zeit seines Ankommens in Deutschland: „Ich bin ein Mensch genau wie Sie – mit den gleichen Ängsten und Träumen“, richtete er sich an die Anwesenden.

Offiziell begrüßt wurden Akteure und Besucher durch Uwe Liestmann, den Ersten Kreisrat des Landkreises Uelzen. Der Landkreis Uelzen habe zur Hochzeit des Flüchtlingszustromes mehr als 1.000 Flüchtlinge aufgenommen. Da sei es mehr als angemessen, deren Empfindungen jetzt in Form einer Ausstellung im Kreishaus einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. „Diese Menschen haben nicht nur ihr Heimatland verlassen und damit das Land, in dem sich ihre Wurzeln befinden, sondern sie haben Flucht erlebt. Ein Erlebnis, das wir nicht kennen und auch gar nicht kennen wollen. Und sie haben Ankommen erlebt“, so Liestmann. Ankommen, das von Willkommen sein bis hin zu Distanz und Ablehnung reiche.

Abschließend dankten – stellvertretend für das CJD – Sylvia Helms und Annika Quednau dem Landkreis für dessen Unterstützung und die Bereitstellung der erforderlichen Räumlichkeiten. Es sei großartig, dass die Bilder und Texte gesehen werden und wirken könnten, so Helms. Das Ziel der aus insgesamt vier Teilen bestehenden Ausstellung brachte Annika Quednau auf den Punkt: „Wir wollen mit dieser Aktion mehr Verständnis und mehr miteinander erreichen und wir freuen uns über jeden, der sich die Ausstellung ansieht.“