ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage - VO/2017/207

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Beratungsfolge

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Sachverhalt

„Fast 30 Jahre nach der friedlichen Revolution gibt es heute eine schier unüberschaubare Fülle an Literatur zur deutschen Teilung, zur Berliner Mauer und zur innerdeutschen Grenze. […] Seit dem 13. August 1961 war aber vor allem die Berliner Mauer und weniger die über 1.300 km lange deutsch-deutsche Grenze zum herausragenden Symbol der deutschen Teilung geworden – was sich entsprechend in der Forschungsliteratur niederschlägt. Zugespitzt formuliert: „ Wir wissen viel über die Mauer, aber wenig über die Grenze!“, soviel aus dem Konzeptpapier zum Leitprojekt der Metropolregion Hamburg mit dem Namen „Grenzgeschichte(n)“.

Das Thema "Grenzen" und das Infragestellen von Grenzen hat in Europa ungeahnte Aktualität bekommen. Demgegenüber ist die eigene deutsche Geschichte der deutsch-deutschen Teilung mit ihren Konsequenzen den heutigen Jugendlichen nicht oder nur in begrenztem Maße bekannt. Die Zeitzeugen werden weniger. Es ist daher ein wichtiger Auftrag für die gesellschaftliche Entwicklung, die Erinnerung an die Geschichte dieser deutsch-deutschen Teilung aufrecht zu erhalten und in zeitgemäßer Form zu vermitteln.

„Der geografische Bereich der Metropolregion Hamburg ist in diesem Zusammenhang für das Gedenken an Teilung und Grenze in vielfacher Hinsicht bedeutsam. Die facettenreiche Erinnerungslandschaft umfasst dabei nicht nur den ehemaligen Grenzbereich an der Elbe zwischen den heutigen Landkreisen Lüneburg, Lüchow-Dannenberg und Ludwigslust-Parchim, sondern ebenfalls den Bereich der damaligen Landgrenze. […] In der skizzierten Region befinden sich heute 18 Museen und Gedenkstätten, die sich der Erinnerung an Teilung und Grenze verschrieben haben. Darunter auch die BGS- und Grenzinformationsstätte in Bad Bodenteich.

Das Projekt „Grenzgeschichte(n)“ möchte sich dem Thema Grenze unter den Gesichtspunkten Land und Wasser widmen. Sowohl bei den privaten Sammlungen, aber auch in den Grenzmuseen ist eine professionelle, museumsdidaktische Aufarbeitung nicht immer erkennbar. Damit haben sich bereits Wissenschaftler der Leibnitz Universität Hannover in der Studie Zukunft der Grenzmuseen - Sammlungen, Präsentation, Konzepte, wissenschaftliche Forschung Koordination“, 2012, Hannover auseinandergesetzt. In der Studie wurden niedersachsenweit Grenzmuseen und Ausstellungen untersucht.

 

Vor gut einem Jahr traf sich eine größere Runde Interessierter aus verschiedenen Bereichen in Boizenburg, um sich über ein mögliches Leitprojekt der Metropolregion zu Gedenkstätten und Erinnerungsorten im Zusammenhang mit der innerdeutschen Grenze auszutauschen. Im Rahmen dieses überregionalen Abstimmungsgespräches zu einem Leitprojekt "Grenzgeschichte(n)" der Metropolregion Hamburg gab es aus dem großen eingeladenen Teilnehmerkreis Zustimmung unter unterschiedlichen Aspekten:

 

  • der bildungspolitische Auftrag für eine konzeptionelle Grundarbeit der zukünftige Erinnerungsarbeit zum Thema Teilung und deutsche-deutsche Grenze
  • einen wesentlichen Beitrag zum Zusammenwachsen der Regionen
  • eine übergreifende Tourismusvermarktung zum Thema Grenze (Routen...)
  • die Verbindung von Natur (Grünes Band, Biosphärenreservate...) und Kultur
  • eine Bestandsaufnahme von Orten, Projekten und deren Integration in touristische Konzepte
  • eine Professionalisierung der vielen einzelnen Aktivitäten und Akteure
  • die Erarbeitung von Handlungsempfehlungen (künftige Schwerpunktsetzung, Vernetzung, gemeinsames Erscheinungsbild...)
  • öffentlicher Bildungsauftrag (kulturelle und politische Bildung im Mittelpunkt)
  • Sicherung von Wissen z.B. durch Zeitzeugeninterviews
  • Sicherung von Denkmalen und Bodendenkmalen (Erdbunker, Grenzpfähle, Kolonnenwege, Türme...) und deren Unterschutzstellung
  • "Band der Erinnerungsorte"; Erinnerungsraum deutsch-deutsche Grenze
  • MRH als einzige Metropolregion mit Ost-West-Bezug und daher Alleinstellungsmerkmal
  • Verbindung von Natur und Geschichte (Denk- und Lernprozesse)
  • Profilschärfung der Erinnerungsorte
  • Internationalisierung
  • Netzwerkbildung (Ermittlung von Schnitt- und Berührungspunkten z.B. Schulen, Museen, Erwachsenenbildung...)

 

An diesen Veranstaltungen hatten Vertreter des Landkreises Uelzen nicht teilgenommen. Dies lag ausschließlich an terminlichen Problemen. Über die Ergebnisse der Sitzungen wurde der Landkreis Uelzen informiert. In der Folge haben sich 5 Landkreise zu einer Projektkooperation zusammengeschlossen, wobei nach wie vor der Landkreis Uelzen optional als 6. Landkreis Uelzen und die Stadt Lübeck nicht von einer Kooperation ausgeschlossen sind.

Historisch betrachtet war das Gebiet des Landkreises Lüchow-Dannenberg immer durch eine Insellage und damit durch das Thema „Grenzen“ geprägt. In den Zeiten der innerdeutschen Teilung war dieser Landkreis der mit der anteilig längsten innerdeutschen Grenze weiterhin abgeschnitten – nicht zuletzt durch seine Lage als Spitze in die damalige DDR. Die Bildungsstätte in Schnackenburg als Informationszentrum zum Thema Grenze war lange für Schulklassen aus dem gesamten Bundesgebiet gut besuchter Anlaufpunkt. Daher hat sich der Landkreis Lüchow-Dannenberg mit dem größten Anteil an der ehemaligen innerdeutschen Grenze im Rahmen der Kooperation bereit erklärt, die Projektträgerschaft zu übernehmen. Eine Kernarbeitsgruppe hat sich auf den Weg zur Konkretisierung des Projektes gemacht, was nach der Vielfalt und Komplexität der beschriebenen Interessen nicht ganz einfach war und ist.

Es ist eine Anbindung des Projektes in den Unterarbeitsgruppen der Metropolregion Hamburg geplant, um im Hinblick auf die Bezüge zu Kultur, Bildung, Natur und Tourismus die Abstimmungsprozesse gut zu gestalten

 

  • innerhalb der Arbeitsgremien der Metropolregion
  • innerhalb der beteiligten Kommunen
  • mit den Fachvertretungen der Bereiche Bildung, Natur und Tourismus

...

 

Bezugnehmend auf die oben genannten möglichen Inhalte ist folgende Projektstruktur geplant:

 

Dachprojekt

Im Rahmen eines übergreifenden Dachprojektes erfolgt zunächst eine Bestandaufnahme der vorhandenen Aktivitäten und Erinnerungsorte mit einer anschließenden Bewertung und Potentialanalyse. Diese Grundanalyse mit Handlungsempfehlungen sollte extern vergeben werden. Sie beinhaltet in der Leistungsbeschreibung auch eine Definitionsdiskussion zu den beabsichtigten Inhalten. Das Dachprojekt hat als Hauptziel den Aufbau nachhaltiger Strukturen, die zu einer Verstetigung der Ziele auch Projektablauf führen.

 

Teilprojekte

Neben dem Dachprojekt ggfs. im Anschluss daran werden einzelne Teilprojekte entwickelt, für die jeweils einzelne Projektpartner verantwortlich sind.

 

Der Mehrwert des Projektes liegt für den Landkreis Uelzen in der Beteiligung der BGS- und Grenzinformationsräume in Bad Bodenteich mit

 

  • didaktischen Empfehlungen zur Vermittlung des Themas Erinnerungsorte und innerdeutsche Teilung,
  • Begutachtung der vorhandenen Einrichtungen mit Empfehlungen,
  • Vernetzung im Rahmen der Metropolregion (Kultur, Natur, Biosphärenreservate, Tourismus…),
  • Qualifizierung der Einrichtungen (z.B. Fortbildungsveranstaltungen),
  • professionelle Öffentlichkeitsarbeit mit entsprechendem Material und
  • Unterlagen für die didaktische Vermittlung des Themas in Schulen.

 

Die Projektskizze sowie das Konzeptpapier des Instituts für Didaktik der Demokratie sind im Anhang beigefügt.

 

Die Gesamtkosten betragen ca. 630.000 €. Der Förderanteil ist mit 504.000 € (80%) vorgesehen. Der verbleibende Anteil in Höhe von 126.000 € (20%) soll durch die mitwirkenden Landkreise und Städte getragen werden.

Bei 7 Kreisen/Städten käme grds. auf jeden Teilnehmer ein Anteil von jeweils 8.000 € für die Jahre 2018 – 2020 zu.

Der Landkreis Lüchow-Dannenberg als Landkreis mit dem längsten Grenzanteil würde voraussichtlich 3x 9.000 € tragen. Die Verwaltung hat gegenüber dem zukünftigen Projektträger, dem Landkreis Lüchow-Dannenberg bereits deutlich gemacht, dass die Frage einer Beteiligung an diesem Projekt den politischen Gremien vorbehalten ist und grds. nur bei unterproportionaler finanzieller Beteiligung erfolgen dürfte. Dies erscheint dem Projektträger nachvollziehbar und plausibel.

 

Eine Finanzierung eines Anteils aus dem Landkreis Uelzen könnte grds. über den Lüneburgischen Landschaftsverband erfolgen. Sofern dieses nicht realisierbar sein sollte, werden die Mittel im Haushalt des Landkreises zur Verfügung gestellt. Aus Sicht der Verwaltung könnte eine solche Teilnahme an dem Leitprojekt den o.a. skizzierten Mehrwert mit sich bringen. Eine Mitfinanzierung sollte deutlich unterproportional erfolgen und könnte, da 18 Einrichtungen davon profitieren sollen, 1/18 des aufzubringenden Betrages und mithin insgesamt 7.000 € in 3 Jahren bedeuten.

 

Der weitere Beratungsgang folgt den Haushaltsberatungen.

 

 

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Beschlussvorschlag

Der Kultur- und Sportausschuss empfiehlt Kreisausschuss und Kreistag, die für die Beteiligung an dem Projekt „Grenzgeschichte(n)“ notwendigen Haushaltsmittel einzustellen, damit der Landkreis Uelzen an dem Projekt teilnehmen kann.

 

 

 

 

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Anlagen

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