ALLRIS - Vorlage

Beschlussvorlage-AWB - VO/2020/034

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Beratungsfolge

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Sachverhalt

Mit Antrag vom 25.07.2019 aus dem offenen Klimaschutzbuch 2022 hat die SPD Fraktion die Verwaltung beauftragt, ein Mehrwegbecherpfandsystems nach dem Hannoverschen Modell „Hannocino“ zu schaffen. Gleichzeitig soll verstärkt Aufklärungsarbeit im Bereich Abfallvermeidung und Umweltschutz bei den Bürgern/-innen im Landkreis Uelzen betrieben werden.

 

  1. Grundlagen

Der Rat der EU-Mitgliedsstaaten hat im Mai 2019 die Einweg-Plastik-Richtlinie verabschiedet. Die Richtlinie umfasst unter anderem ein Vermarktungsverbot ab 2021 für bestimmte Einweg-Kunststoffprodukte, wie z.B. Getränkebecher aus geschäumten Polystyrol oder Kunststofftrinkhalme, die die Meere belasten und die Umwelt verschmutzen.

 

Grundlage des Mehrwegbecherpfandsystems ist die Vermeidung von Abfall, die Schonung von Rohstoffen und Ressourcen sowie die Verbesserung des Image durch Verwendung nachhaltiger Produkte und Handlungen. So hat sich gerade in städtisch geprägten Gebieten gezeigt, dass To-go-Verpackungen einen wesentlichen Anteil am Littering (Englisch „Vermüllung“) – Verschmutzung von Flächen in der Folge achtlos weggeworfenen Mülls – haben.

  1. Mehrwegbecherpfandsystem Hannoversches Modell „Hannocino“

Im August 2017 hat die Landeshauptstadt Hannover gemeinsam mit dem dort zuständigen Abfallwirtschaftsbetrieb aha das Hannocino –Pfandbechersystem für die Bereitstellung von Heißgetränken im Außer-Haus-Verkauf im Stadtgebiet Hannover implementiert. Neben der umweltschonenden Einsparung von Ressourcen soll vor allem auch die Sauberkeit im öffentlichen Raum verbessert werden. Das Projekt wird durch diverse Kooperationspartner (Bäckereien, Tankstellen, Kantinen etc.) unterstützt, die einen Kooperationsvertrag mit aha haben, der das Pfandsystem regelt. aha übernimmt dabei den Transport, die Logistik, die Abrechnung und die Bewerbung des Pfandsystems.

 

 

Der Abfallwirtschaftsbetrieb aha hat zu Beginn 30.000 Hannocino Becher mit Logo zu einen Einkaufspreis von 1,80 €/Becher zzgl. Logistik erworben und gibt diese an die Kooperationspartner zu einem Pfand von 2,00 €/Becher weiter. Die Kooperationspartner verpflichten sich, die Becher zu bewerben und den Einwegvarianten vorzuziehen. Zudem übernehmen sie die Spülung und Dokumentation der Pfandvorgänge, die im Endeffekt Abrechnungsgrundlage zwischen aha und den Kooperationspartner sind. Um weiteres Zubehör wie Deckel, Hitzeschürzen etc. für die Becher kümmern sich die Kooperationspartner eigenständig.

Das System ist in Hannover mit 30 Kooperationspartnern und 90 Ausgabestellen gestartet, aktuell sind es 105 Kooperationspartner mit 186 Ausgabestellen. Hinzukommen noch Firmen und Events (Konzerte, Hannover 96 Heimspiele etc.). Damit konnte Hannover das System zwischenzeitlich auf 100.000 Becher ausweiten. Auswertungen, inwieweit der Pfandbecher zu Einsparungen im Bereich des Müllaufkommens geführt hat und damit einhergehend Kosteneinsparungen für die Stadt bzw. aha bei der Müllentsorgung verbunden sind, liegen nicht vor.

Nach dem Hannoverschen Modell wurde auch in Potsdam ein eigenes System etabliert – „Potspresso“.


  1.                Andere Systeme und Anbieter

Pfandbechersysteme werden u.a. auch von Anbietern wie ReCup, Fair Cup und cup&more angeboten. Recherchen haben ergeben, dass ReCup der Marktführer dieser Systeme ist und von deutlich mehr Partnern in ganz Deutschland genutzt wird als z.B. der Fair Cup oder der cup&more.

Das System ist ähnlich aufgebaut, allerdings treten die kommunalen Beteiligten hier nur als Mittler und Systemaufbauer in Erscheinung. Sie sorgen dafür, dass ReCup Kooperationspartner den ReCupbecher einsetzen. Dieser kann bundesweit in teilnehmenden Filialen zurück gegeben werden.

Den ReCup – Coffee to go Becher gibt es in drei Größen. Die Mindestabnahme beträgt 72 Stück und der Kooperationspartner (z.B. Bäckerei, Kantine etc.) zahlt zusätzlich zu 1,00 Euro Pfand eine Systemgebühr an das Unternehmen (Höhe kann variieren). 2019 betrug die Systemgebühr 1 €/Tag und Standort). Bei dem Deckel handelt es sich nicht um ein Pfandprodukt (Hygienegründe), dieser muss bei ReCup für 0,86 € gekauft werden, der empfohlene Verkaufspreis liegt bei 1,30 €. ReCup wird zukünftig den Deckel aber wohl auch als Pfandprodukt anbieten. Der Kunde kann sich in einer App die ReCup Partner anzeigen lassen, so dass er mit Erwerb dieses Kaffeebechers bei der Rückgabe flexibel ist. Diesem System haben sich bereits Hamburg, Lüneburg, Wolfsburg, Berlin, München, Freiburg, Stade, Buxtehude etc. angeschlossen, aber auch Tankstellen wie Shell. Unternehmen wie Aral und Mac Donalds sind gerade dazu im Entscheidungsprozess. Die Werbemaßnahmen (Flyer, Aufkleber, Aufsteller und App) übernimmt das Unternehmen ReCup.

 

  1. Abwägungen und Bedingungen

Die Etablierung eines Mehrwegbecherpfandsystems ist -unabhängig von den beiden beschriebenen Systemen- von folgenden Voraussetzungen abhängig:

-          Zusammenarbeit zwischen Abfallwirtschaftsbetrieb und z.B. Einheits-/Samtgemeinden, Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing etc. notwendig

-          Entscheidung für ein System: eigenes System oder Nutzung eines bestehenden Systems wie ReCup

-          hoher Aufwand im Bereich Werbung/Einführung/Einwerben von Kooperationspartner; außerdem hoher finanzieller und logistischer Aufwand bei einem eigenen System nach dem Prinzip Hannocino

-          in den meisten Geschäften/bei den meisten Kooperationspartnern gibt es diese Becher nicht exklusiv, sondern auch noch die Einwegvariante (Stichwort: Greenwashing to go), die dann deutlich mehr genutzt wird – trotz Rabattaktionen auf Kaffee im Mehrwegbecher z.B.

-          Die Stadt Freiburg  hat erste Zahlen erhoben für ihren FreiburgCup, der zu Beginn in 15 Geschäften und mittlerweile bereits in 90 Geschäften steht. Der Anteil an Pfandbechern in Uni-Cafeterien liege bei 32 %, in Bäckereien nur bei 10 %

-          Die Becher kommen vielfach nicht zurück, sondern haben sich z.T. als beliebtes Souvenir herausgestellt

 

  1. Zusammenfassung

Grundsätzlich kann der awb ein Mehrwegbecherpfandsystem nur in Zusammenarbeit mit anderen Beteiligten etablieren. Aus Sicht des awb würde sich in diesem Fall anbieten, auf ein etabliertes System wie z.B. ReCup zurückzugreifen, da dies logistisch und finanziell vorteilhafter wäre. Gesicherte Erkenntnisse zur Wirksamkeit der Maßnahme liegen aktuell nicht vor.

 

Der awb verfolgt daher unabhängig hiervon das Ziel einer Sensibilisierung der Bevölkerung  auch durch andere Maßnahmen. So ist  der awb seit Januar 2020 Mitglied bei #wirfuerbio  - einem bundesweiten Verbund diverser Abfallwirtschaftsbetriebe mit dem Ziel durch gezielte Werbung und hoher medialer Präsenz den Plastikanteil in den Bioabfällen drastisch zu reduzieren. Außerdem hat der awb zu Beginn diesen Jahres erstmalig eine Einkaufsbroschüre mit Tipps für Abfallvermeidung aufgelegt.

 

 

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Beschlussvorschlag

entfällt

 

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Anlagen

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