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Artenschutz: Landrat übergibt Amphibienleiteinrichtung offiziell ihrer Bestimmung (01.03.2023)

Egon Zieger, Chef des bauausführenden Unternehmens (l.) und Landrat Dr. Heiko Blume vor einem der TunneldurchgängeNach fast genau einjähriger Bauzeit hat Uelzens Landrat Dr. Heiko Blume heute im Beisein zahlreicher Gäste die neue Amphibienleiteinrichtung an der Kreisstraße 45 zwischen Masendorf und Oetzendorf offiziell ihrer Bestimmung übergeben. Blume dankte allen an der Baumaßnahme Beteiligten für das Zustandekommen des Vorzeigeprojektes. Sein Dank gelte aber ebenso den vielen engagierten Menschen, die vor der Entstehung der Anlage teils über Jahre hinweg jedes Frühjahr ehrenamtlich einen mobilen Amphibienschutzzaun betreut und die Tiere sicher über die Straße gebracht hätten. Mit der neuen stationären Leiteinrichtung soll verhindert werden, dass unter anderem gefährdete beziehungsweise streng geschützte Arten wie zum Beispiel der Kammmolch auf der Wanderung zu ihren Laichgewässern überfahren und getötet werden.
 
„Auch durch den Klimawandel bedingt ist nach wie vor eine große Zahl von Tier- und Pflanzenarten weltweit vom Aussterben bedroht. Es ist eines der bestimmenden Themen unserer Zeit. Vor diesem Hintergrund ist die hier vom Landkreis maßgeblich geplante und umgesetzte Baumaßnahme trotz der damit verbundenen sehr hohen Kosten zu sehen“, so Blume.       

Der Bau der Amphibienleiteinrichtung stellt das zentrale Projekt der im Rahmen der Natura 2000-Planung entwickelten Maßnahmen für das gesamte FFH-Gebiet 262 dar. Der Landkreis Uelzen hatte im Jahr 2017 eine Aktualisierung der Amphibien-Basiserfassung aus dem Jahr 2005/2006 erstellen lassen. Der Sachverständige hatte damals auf die „sehr dringende fachliche Erfordernis einer Vermeidung von Straßenverkehrsopfern durch die Kreisstraße 45“ hingewiesen.

Die Kosten des Bauvorhabens belaufen sich auf insgesamt rund 996.000 Euro, von dieser Summe trägt der Landkreis 240.000 Euro.
   
Historie:

Zwischen 1998 und 2012 war durch Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Bad Bevensen und weitere freiwillige Helfer ein mobiler Amphibienschutzzaun betreut worden. Seit dem Jahr 2012 wurde die Kreisstraße 45 während der Wanderungszeit nachts für den Verkehr gesperrt. Zuletzt war für diese Maßnahme eine Sicherheitsfirma mit dem Schließdienst betraut.

Nach erfolgreicher Beantragung von Fördermitteln aus dem Förderprogramm „Landschaftswarte“ der NBank wurde zum Jahresende 2019 mit der Planung der heute eingeweihten Leiteinrichtung begonnen. Im Rahmen einer im Frühjahr 2020 durchgeführten Wanderanalyse wurde das Ergebnis aus dem Jahr 2017 bestätigt. Insgesamt konnten mehr als 5.000 wandernde Individuen ermittelt werden. Den höchsten Anteil hatte der Teichmolch, dicht gefolgt vom besonders und streng geschützten Kammmolch.Die Leiteinrichtung befindet sich an der Kreisstraße 45 zwischen Masendorf und Oetzendorf

Im August 2021 folgte die öffentliche Ausschreibung zur technischen Planung und Errichtung der Leiteinrichtung. Diese konnte Ende Oktober 2021 erfolgreich abgeschlossen werden. Nach der Auftragserteilung wurde von November bis Januar die technische Planung erarbeitet und mehrfach zwischen dem Unternehmen und der Unteren Naturschutzbehörde besprochen. Ab Mitte Januar erfolgte die Produktion der Betonfertigteile (Leitsteine, Tunnelelemente, Ein- und Ausgangselemente). Am 16. März 2022 wurde dann mit dem Bau der Leiteinrichtung begonnen.

Im Juli 2022 war die Leiteinrichtung bereits deutlich zu erkennen. Nahezu alle Leitsteine waren gesetzt sowie die Ein- und Ausgangselemente verbaut. Im Anschluss erfolgte der Einbau der Tunnelelemente. Abgeschlossen wurden die Arbeiten mit dem Aufbringen der Asphalttragschicht im Bereich der 22 eingebauten Tunnel. Insgesamt wurden Leitsteine mit einer Länge von 1.670 Metern verbaut. Seit dem 11. November 2022 ist die Fahrbahn für den Straßenverkehr wieder freigegeben.

Der Ablauf der Bauarbeiten hat sich unter anderem aufgrund von Lieferengpässen bestimmter Materialien mehrfach verzögert. In der laufenden Amphibienwanderung wird die Funktionalität der Leiteinrichtung fortlaufend kontrolliert. Sollten sich Anpassungsbedarfe herausstellen, werden diese durch das beauftragte Bauunternehmen vorgenommen.