„BildungsÜbergänge“ – 6. Bildungskonferenz 
19. September 2019
Die Biographie eines Menschen ist geprägt von Bildungsübergängen. Bereits in der frühen Kindheit werden die ersten Grundsteine gelegt. Beginnend mit dem Übergang von der Familie in die frühkindliche Bildung, darauf folgend der Übergang in das formale Bildungssystem mit den damit späteren verbundenen Selektionsentscheidungen. Der dadurch erworbene Schulabschluss hat, trotz Durchlässigkeit, einen großen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Bildungsbiographie.
Die Bewältigung dieser Übergänge, insbesondere in der Kindheit und Jugend, ist nicht nur eine Herausforderung für die Person und ihr Umfeld, sondern auch für die beteiligten Institutionen. Gerade diese sensiblen Phasen haben spezifische Herausforderungen, die einer erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen den pädagogischen Fachkräften der verschiedenen Bildungseinrichtungen und weiteren Kooperationspartnern bedürfen. Übergänge erfolgreich zu gestalten, muss Ziel unseres Landkreises sein, um positive Bildungsverläufe zu fördern und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Die professionelle Vernetzung und Zusammenarbeit der Akteure an den Schnittstellen ist dafür eine grundlegende Voraussetzung.
Gemeinsam wollen wir uns folgende Fragen stellen und diese diskutieren: Wie können wir gemeinsam Übergänge so gestalten, dass Kinder und Jugendliche diese erfolgreich bewältigen können? Wie können wir dabei individuellen Bedürfnissen gerecht werden? Wie können wir unsere Beratungs- und Unterstützungssysteme optimal miteinander vernetzen?
Die Teilnahme ist kostenlos. Beginn ist ab 14:00 Uhr an der Ostfalia Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Campus Suderburg.
Bitte melden Sie sich über unsere Online-Anmeldung an. Die Anzahl der Plätze ist begrenzt, Anmeldungen werden in der Reihenfolge ihres Eingangs berücksichtigt.
Weitere Informationen zum Programm und zum Ablauf können Sie dem Flyer entnehmen.
Einstiegsvortrag
„Bewältigung von Bildungsübergängen: eine differentielle Betrachtung“:
Prof. Dr. rer. nat. habil. Wolfgang Beelmann Dipl.-Psychologe, Psychotherapeut, Supervisor
Forschung und Lehre seit 2002 an der Fachhochschule Bielefeld.
Schwerpunkte: Entwicklungs- und Bildungsübergänge, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen, Prävention, Intervention und Beratung. Weitere Informationen zur Person
Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens eine Vielzahl von Übergängen zu bewältigen, wobei viele dieser Ereignisse im Bildungsbereich auftreten. Bereits im Kindesalter finden wichtige Übergänge statt: von der Familie in die Kita, von der Kita in die Grundschule, von der Grundschule in eine der weiterführenden Schulen. Und auch nach Beendung der Schulzeit ereignen sich im Leben eines jeden Menschen weitere Übergänge wie der Berufseinstieg, der Studienbeginn und der Ruhestand. In der wissenschaftlichen Übergangsforschung wird angenommen, dass Übergangsereignisse Veränderungen der sozialen und materiell-physikalischen Umwelt markieren. Dabei ermöglichen diese Ereignisse den betroffenen Personen einen Zugang zu neuen Lebensbereichen (Umweltwechsel, Umwelterweiterung) und erfordern gleichzeitig die Erschließung dieser neuen Bereiche.
Die Bewältigung von Übergängen erfordert von den jeweils betroffenen Personen die Aneignung neuer Verhaltensweisen, den Erwerb neuer Kompetenzen sowie die Übernahme neuer Rollen. Je nachdem wie die Veränderungen der äußeren Lebenssituation erfahren und verarbeitet werden, bergen Übergänge einerseits die Gefahr des Scheiterns in sich und können krisenhafte Verläufe auslösen oder begünstigen. Andererseits können durch die Konfrontation mit neuen Anforderungen im Kontext des Übergangs Impulse für persönliche Weiterentwicklung und für Kompetenzzuwachs ausgelöst werden. Die bisherigen Befunde der Übergangsforschung machen deutlich, dass eine Vielzahl von Faktoren daran beteiligt ist, wenn aus den Wechselwirkungen zwischen den persönlichen und sozialen Erwartungen, den persönlichen Kompetenzen und institutionellen Potenzialen einerseits wachstumsförderliche Verlaufsprozesse resultieren, andererseits sich aber auch krisenhafte Entwicklungen ergeben können (vgl. Beelmann 2013).
Referenten und Referentinnen
Workshop 1
„Von der Kita in die Grundschule – kooperative Übergangsgestaltung“
Referentin: Sabine Fischer,
Bildungsbüro Kreis Unna, NRW, Grundschullehrerin; seit 2012 abgeordnet als pädagogische Mitarbeiterin ins Regionale Bildungsbüro Kreis Unna
Ein Kind, das seinen Bildungsweg ohne Brüche absolviert – Utopie, Wunschdenken oder machbar? Ein gelungener Übergang von der Kindertageseinrichtung (Kita) in die Grundschule beeinflusst alle weiteren Übergänge und ist damit für die gesamte Bildungsbiografie eines Kindes von großer Bedeutung.
Im Rahmen des Regionalen Bildungsnetzwerkes im Kreis Unna ist ein Instrumentarium für den Übergang Kita –Grundschule entwickelt worden, das sogenannte „Ü1-Protokoll“. Mitgewirkt daran haben die Vertreter aller an diesem Übergang beteiligten Einrichtungen, Institutionen und Behörden.
Das drei Seiten umfassende Dokument gibt Informationen über den jeweiligen Entwicklungsstand eines Kindes in Bezug auf zehn verschiedene Bildungsbereiche sowie ggf. bereits begonnene Fördermaßnahmen oder auch besondere Interessen und Vorlieben des Kindes.
Durch den Einsatz einer einheitlichen Dokumentations- und Protokollform wie der im Kreis Unna entwickelten, soll auch über Kita- Schul- und Stadtgrenzen hinaus jedem Kind ein bruchloser Übergang ermöglicht und Kooperationen zwischen Kitas und Grundschulen intensiviert werden.
In diesem Workshop wird kurz die Struktur des Regionalen Bildungsnetzwerks Kreis Unna vorgestellt, innerhalb dessen das Ü1-Protokoll entwickelt und implementiert wurde. Im Anschluss erhalten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, sich inhaltlich mit dem Protokoll auseinanderzusetzen und die praktische Handhabung zu erproben.
Workshop 2
„Die Brücke zwischen Grundschule und weiterführender Schule bauen“
Referentin: Katharina Graalmann, Universität Osnabrück
Katharina Graalmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Osnabrück in der Abteilung Schulpädagogik des Instituts für Erziehungswissenschaft. Nach dem Lehramtsstudium mit den Fächern Deutsch und Biologie begann sie eine Promotion, die im Kontext von Bildungs(un-)gerechtigkeit in Schule und Unterricht verortet ist und vor allem die Lehrer- und Lehrerinnenperspektive fokussiert. Immer wieder tangiert sie dabei auch die diversen schulischen Übergänge, die einen weiteren Interessensschwerpunkt bilden.
Im Fokus des Workshops steht die Sensibilisierung für den Übergang von der Grundschule in die weiterführende Schule und dessen Gestaltung durch:
a) Ergründung der Bedeutung des Übergangs aus verschiedenen (theoretischen und empirischen, aber auch praxisnahen) erziehungswissenschaftlichen Perspektiven;
b) Diskussion spezifischer Gestaltungsmöglichkeiten;
c) Überlegungen, inwiefern Unterstützung dabei überhaupt nötig ist bzw. welche Konsequenzen sich daraus für die Schülerinnen und Schüler ergeben können.
Insgesamt spielt Storytelling als Erzählmethode eine große Rolle. Dies meint das Einbringen eigener Erfahrungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, um die Interaktion im Workshop lebhaft zu gestalten und um das Thema wirklich aktiv bearbeiten und diskutieren zu können. Literaturempfehlungen, Kopiervorlagen für die Praxis und Aufsätze aus theoretischer und empirischer Perspektive werden von der Referentin gestellt.
Workshop 3
„Interkulturelle Elternarbeit als Ressource in Übergangsprozessen“
Referentinnen:
Lucy Grimme, MigrantenElternNetzwerk Lüneburg
Beate Seusing, MigrantenElternNetzwerk Hannover
Eltern sind die wichtigsten Ratgeber für ihre Kinder bei der Berufswahl. Gleichzeitig sind Eltern weder objektive Ratgeber noch kennen sie sich in der sich schnell wandelnden Berufswelt aus.
Beratungs- und Orientierungsangebote für Eltern in Schulen, in der Arbeitsagentur und bei unterschiedlichen Trägern, erreichen ihre Zielgruppe häufig nur eingeschränkt. Insbesondere das Erreichen zugewanderter Eltern ist für die Institutionen schwierig.
In diesem Workshop werden aus der Perspektive zugewanderter Eltern mögliche Barrieren formulieren und Anregungen für eine zielgruppengerechtere Ausgestaltung der Angebote gegeben bzw. gemeinsam erarbeitet.
Das MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen ist ein Netzwerk von Eltern mit Migrationshintergrund. Ziel des Netzwerks ist es, die Bildungserfolge zugewanderter Kinder niedersachsenweit zu verbessern. Es wird seit 2011 durch das Niedersächsische Sozialministerium gefördert.
Workshop 4
„Berufsorientierung – Wege durch die Vielfalt hin zu einem zielgerichteten Berufseinstieg“
Referentinnen und Referent:
Lars Köhler, U25 Berufs- und Studienberatung, Agentur für Arbeit Lüneburg / Uelzen
Dr. Kerstin Koch-Nierath, Bildungskoordinatorin, Bildungsbüro Landkreis Uelzen
Sabine Salzmann, Fachberaterin Berufs- und Studienorientierung für den Landkreis Uelzen, NLSchB



Nach einer kurzen Darstellung des im BO-Erlass vorgegebenen gesetzlichen Rahmens werden Möglichkeiten der Umsetzung vorgestellt: Best Practice-Beispiele aus allgemein bildenden Schulen des Landkreises Uelzen und Vorzüge eines landkreisweiten Job-Parcours. Selbsterkundungstools aus dem Angebot der Bundesagentur für Arbeit als weiteres unterstützendes Element im Prozess der Berufsorientierung werden dargestellt und können praktisch erprobt werden. Die vorgestellten, erprobten und im Erfahrungsaustausch bereicherten Gelingensbedingungen guter Berufsorientierung sollen zusammengetragen werden und einen Roten Faden durch die BO-Vielfalt legen, der unseren Schülern und Schülerinnen einen zielgerichteten Berufseinstieg ermöglicht.
Workshop 5
„Wie inklusiv sind Übergänge im deutschen Bildungssystem?“
Referent: Dr. Michael Lichtblau, Leibnitz Universität Hannover.
Tischler, Psychologe, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut i.A.; Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Leibniz Universität Hannover am Institut für Sonderpädagogik in der Abteilung „Inklusive Schulentwicklung / Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen“; Arbeitsschwerpunkte: Inklusion, Transition und Förderdiagnostik.
Das Symposium setzt sich mit den Übergängen, sogenannten Transitionen, zwischen Bildungsbereichen im deutschen Bildungssystem auseinander und beleuchtet diese unter inklusiver Perspektive. Ein Impulsvortrag geht dazu einleitend auf die Themen Inklusion und Transition ein und setzt diese miteinander in Beziehung. Anschließend werden die Übergänge zwischen den Bereichen der Elementar-, Primar-, Sekundar- und Tertiärbildung anhand statistischer Daten und konkreter Fallbeispiele aus der Praxis unter inklusiver Perspektive beschrieben. Dabei wird deutlich, dass mit Übergängen im deutschen Bildungssystem leider auch ein erhöhtes Selektionsrisiko speziell für Kinder und Jugendliche mit besonderem Förderbedarf verbunden ist.
Eine entscheidende Aufgabe bei der Entwicklung eines inklusiven Bildungssystems in Deutschland ist daher die Veränderung administrativer Strukturen und pädagogischer Handlungspraktiken in diesen Phasen.
Der Impulsvortrag legt die Grundlage für eine Diskussion im Plenum in der die Teilnehmenden ihre individuelle Fragen, Erfahrungen und Gedanken zum Thema der Session einbringen können. Neben der Darstellung von Hemmnissen und Barrieren soll es ebenso um den Austausch über Gelingensbedingungen gehen und konstruktive Lösungsperspektiven entwickelt werden.
Workshop 6
„Übergänge im Berufsleben“
Referent: Dipl.-Soz. Stefan Rundel,
Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Professur für Erziehungswissenschaft Schwerpunkt wissenschaftliche Weiterbildung und Weiterbildungsforschung, Institut 1: Bildung, Beruf, Medien, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
Die Programmatik des Lebenslangen Lernens hat die Bildungslandschaft in Deutschland in den letzten Jahrzehnten wie kaum etwas Anderes geprägt. Dies zeigt sich nicht nur an der vermehrten Teilnahme an Weiterbildung im Erwachsenenalter und dem Ausbau des Weiterbildungssektors, sondern auch an der Zunahme von beruflichen Übergängen während der Erwerbsphase. Durch Bildung können sich die Berufstätigen weiterentwickeln, neue berufliche Aufgaben annehmen oder sogar das Berufsfeld wechseln. Dabei zeigt die Übergangsforschung, dass Übergänge zunehmend von den Personen selbst bewältigt werden müssen. Bildungsakteure müssen sich daher, neben inhaltlichen Aspekten, auch damit beschäftigen, wie Personen bei einem beruflichen Übergang begleitet werden können.
Durch einen Impulsvortrag zu Beginn des Workshops erhalten Sie einen Einblick in die Programmatik des Lebenslangen Lernens und den Auswirkungen auf die Bildungslandschaft. Anschließend sollen gemeinsam die Auswirkungen auf die Bildungspraxis der Teilnehmerinne und Teilnehmer diskutiert werden. Im Fokus steht dabei der Übergang Beruf-Beruf und wie dieser gestaltet und unterstützt werden kann. Je nach Interesse werden einzelne Aspekte vertieft.
Weitere Informationen zur Bildungskonferenz
Moderation: Tobias Winopall
Der Moderator ist Theaterpädagoge (B.A.) und schloss 2012 das berufsbegleitende Studium des Biografischen und Kreativen Schreibens an der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin mit dem Master of Arts ab. Neben dem Studium arbeitete er in unterschiedlichen Bereichen, u.a. als Dozent in der Erwachsenenbildung, als Schauspieler und Moderator. Von 2013 bis 2018 war Winopall am Institut für Duale Studiengänge der Hochschule Osnabrück (Standort Lingen) in verschiedenen Forschungs- und Auftragsprojekten für und mit Unternehmen tätig. Zusätzlich befasste er sich mit der Konzeptionierung, Durchführung und Nachbereitung von unterschiedlichen Maßnahmen. Darüber hinaus ist er in der Jugendarbeit engagiert. Seine Schwerpunkte sind die Arbeit mit theatralen Interventionsformen und dem Anlass entsprechenden verschiedensten Moderationstechniken.