Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum Uelzen wird langfristig gesehen unzureichend sein. So wird laut Demographie-Bericht der Bertelsmann Stiftung bis zum Jahr 2030 im Landkreis Uelzen der Anteil der über 65-Jährigen auf 29 % der Bevölkerung ansteigen. Aufgrund der hohen Fluktuation der jüngeren Bevölkerungsschichten, wird es eine deutliche Verschiebung, hin zu einer älteren Bevölkerung geben. Dieser Anstieg liegt deutlich über der erwarteten Bevölkerungsentwicklung in Niedersachsen. Es ist anzunehmen, dass die Anzahl der versorgungsbedürftigen, multimorbiden Patienten dadurch deutlich ansteigt, die Zahl der Fachkräfte in der medizinischen Versorgung sinkt jedoch immer weiter. Die Bertelsmann-Stiftung prognostiziert für 2030 eine relative Zunahme der Pflegebedürftigkeit von 20 bis 40 % für den Landkreis Uelzen.
Im Gegensatz dazu, werden jedoch in den nächsten 10 Jahren viele Hausärzte altersbedingt aus der Versorgung ausscheiden. Denn bereits jetzt sind 74 % der Ärzteschaft der hausärztlichen Versorgung zwischen 50 und 63 Jahre alt. Ein Drittel ist sogar über 65 Jahre alt (Quelle: KV Niedersachsen).
Mit Stand März 2023 ist der Planungsbereich des Landkreises Uelzen mit sieben Hausärzten zu besetzen. Die Besetzung der Stellen ist jedoch schwierig – sowohl im ambulanten, als auch im stationären ärztlichen Bereich. So ist die Vakanzzeit unbesetzter Fachkräftestellen der medizinischen Gesundheitsberufen in den letzten Jahren von 43 Tagen (2007) auf 110 Tage (in 2016) im Landkreis Uelzen gestiegen. Trotz hoher Qualitätsstandards und dem guten Ruf der Einrichtungen des Landkreises kehren junge Menschen nach ihrer Ausbildung oftmals nicht in den Landkreis zurück.
So wird auch in Zukunft der hausärztliche Versorgungsgrad im Landkreis sinken. So lag er 2019 noch bei 102 % und Ende 2022 bei nur noch 99 %. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung prognostiziert bis 2035 einen Versorgungsgrad von nur noch 79 %.
Abbildung 1: Prognose hausärztlicher Versorgungsgrad im LK Uelzen (Thomsen et al. 2022)
Die Einwohner-Arzt-Relation ist ein guter Indikator für Versorgungslücken auf Samtgemeindeebene. Die allgemeine Verhältniszahl ist derzeit bundesweit nach Bedarfsplanungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss auf 1 Hausarzt je 1616 Einwohner festgelegt. In 3 Samtgemeinden des Landkreises ist das Verhältnis bereits zwischen 1,5 bis 4x höher. Das bedeutet, dass mehr Patienten ihren Hausarzt aufsuchen, als es die Bedarfsplanung vorsieht.
Um der Bevölkerung in der Region Uelzen auch künftig eine hohe Qualität im Gesundheits- und Versorgungsbereich bieten zu können, ist es notwendig, junge Fachkräfte für den Landkreis Uelzen zu gewinnen und langfristig zu binden. Ein zielgruppenübergreifendes Konzept soll bereits früh Schüler und Schülerinnen (SuS), Humanmedizinstudierende sowie Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) begleiten und nach Studienabschluss eine Facharztweiterbildung gewährleisten. Die älteren Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal verfügen über Erfahrungen, ein großes Know-How und Weitsicht. Diese Fähigkeiten sollen im Programm genutzt werden, indem die ansässigen Ärzte als Multiplikatoren dienen. Ziel ist es, nachhaltig und vorausschauend zukünftigen Fachkräften Unterstützung zu bieten, damit sie sich in der Region Uelzen niederlassen und sich verwurzeln. So ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein immer wichtigerer Aspekt bei der Wohnortwahl. Zum Beispiel ist die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen im Landkreis Uelzen über dem niedersächsischen Durchschnitt und die Kinderbetreuung wurde in den Jahren 2019/2020 besonders stark ausgebaut. Familienfreundlichkeit, die gute Erreichbarkeit der Metropolen Hamburg und Hannover und bezahlbarer Mietraum und Immobilien sollten zur Fachkräftegewinnung- und Bindung als Vorzüge des Landkreises stärker herausgearbeitet werden