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ÄrNa - Ein Programm zur Gewinnung von ärztlichen und nicht-ärztlichen Nachwuchskräften für den Landkreis Uelzen

Für das Gesundheitswesen möchte der Landkreis Uelzen Fach- und Nachwuchskräfte gewinnen und langfristig in der Region halten. Das Programm "ÄrNa" nimmt neben dem ärztlichen ausdrücklich auch den nicht ärztlichen Nachwuchs in den Fokus.

Das Programm soll Schülerinnen und Schüler, Studierende der Humanmedizin sowie Ärztinnen und Ärzte in der Fachausbildung durch ein Netzwerk aus regionalen Akteuren aus dem Gesundheitswesen langfristig begleiten und beraten. Ganz nach dem Motto „von der Region Uelzen für die Region Uelzen“.

Die neuen Angebote sollen zum Beispiel von Berufsbörsen und -vorstellungen an Schulen, Mentoringgruppen, Summer Schools bis hin zu einem allgemeinmedizinischen Weiterbildungsverbund reichen. Damit die programmangehörigen Studierenden, Ärztinnen und Ärzte in der Weiterbildung, die niedergelassene Ärzteschaft und Projektpartnerinnen und –partner des Gesundheitswesens sich kennenlernen und untereinander in den Austausch gehen können, wird es Netzwerktreffen geben. Dabei steht nicht nur der fachliche Austausch im Vordergrund, sondern die Vermittlung persönlicher Erfahrungen mit einer für die Region kulturell typischen Umrahmung. 

Weitere Bausteine, wie die Einrichtung einer Beratungsstelle oder eine Förderung von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten zur Praxiserweiterung oder Neuansiedlung, seien möglich. Solche könnten noch dieses Jahr in den Gremien beraten werden.  

Die Programmkoordination liegt bei der Gesundheitsregion des Landkreises Uelzen.

Hintergrund

Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum Uelzen wird langfristig gesehen unzureichend sein. So wird laut Demographie-Bericht der Bertelsmann Stiftung bis zum Jahr 2030 im Landkreis Uelzen der Anteil der über 65-Jährigen auf 29 % der Bevölkerung ansteigen. Aufgrund der hohen Fluktuation der jüngeren Bevölkerungsschichten, wird es eine deutliche Verschiebung, hin zu einer älteren Bevölkerung geben. Dieser Anstieg liegt deutlich über der erwarteten Bevölkerungsentwicklung in Niedersachsen. Es ist anzunehmen, dass die Anzahl der versorgungsbedürftigen, multimorbiden Patienten dadurch deutlich ansteigt, die Zahl der Fachkräfte in der medizinischen Versorgung sinkt jedoch immer weiter. Die Bertelsmann-Stiftung prognostiziert für 2030 eine relative Zunahme der Pflegebedürftigkeit von 20 bis 40 % für den Landkreis Uelzen.

Im Gegensatz dazu, werden jedoch in den nächsten 10 Jahren viele Hausärzte altersbedingt aus der Versorgung ausscheiden. Denn bereits jetzt sind 74 % der Ärzteschaft der hausärztlichen Versorgung zwischen 50 und 63 Jahre alt. Ein Drittel ist sogar über 65 Jahre alt (Quelle: KV Niedersachsen).

Mit Stand März 2023 ist der Planungsbereich des Landkreises Uelzen mit sieben Hausärzten zu besetzen. Die Besetzung der Stellen ist jedoch schwierig – sowohl im ambulanten, als auch im stationären ärztlichen Bereich. So ist die Vakanzzeit unbesetzter Fachkräftestellen der medizinischen Gesundheitsberufen in den letzten Jahren von 43 Tagen (2007) auf 110 Tage (in 2016) im Landkreis Uelzen gestiegen. Trotz hoher Qualitätsstandards und dem guten Ruf der Einrichtungen des Landkreises kehren junge Menschen nach ihrer Ausbildung oftmals nicht in den Landkreis zurück.

So wird auch in Zukunft der hausärztliche Versorgungsgrad im Landkreis sinken. So lag er 2019 noch bei 102 % und Ende 2022 bei nur noch 99 %. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung prognostiziert bis 2035 einen Versorgungsgrad von nur noch 79 %.

Abbildung 1: Prognose hausärztlicher Versorgungsgrad im LK Uelzen (Thomsen et al. 2022)

Die Einwohner-Arzt-Relation ist ein guter Indikator für Versorgungslücken auf Samtgemeindeebene. Die allgemeine Verhältniszahl ist derzeit bundesweit nach Bedarfsplanungs-Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss auf 1 Hausarzt je 1616 Einwohner festgelegt. In 3 Samtgemeinden des Landkreises  ist das Verhältnis bereits zwischen 1,5 bis 4x höher. Das bedeutet, dass mehr Patienten ihren Hausarzt aufsuchen, als es die Bedarfsplanung vorsieht.

Um der Bevölkerung in der Region Uelzen auch künftig eine hohe Qualität im Gesundheits- und Versorgungsbereich bieten zu können, ist es notwendig, junge Fachkräfte für den Landkreis Uelzen zu gewinnen und langfristig zu binden. Ein zielgruppenübergreifendes Konzept soll bereits früh Schüler und Schülerinnen (SuS), Humanmedizinstudierende sowie Ärzte in Weiterbildung (ÄiW) begleiten und nach Studienabschluss eine Facharztweiterbildung gewährleisten. Die älteren Ärztinnen und Ärzte sowie medizinisches Personal verfügen über Erfahrungen, ein großes Know-How und Weitsicht. Diese Fähigkeiten sollen im Programm genutzt werden, indem die ansässigen Ärzte als Multiplikatoren dienen. Ziel ist es, nachhaltig und vorausschauend zukünftigen Fachkräften Unterstützung zu bieten, damit sie sich in der Region Uelzen niederlassen und sich verwurzeln. So ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein immer wichtigerer Aspekt bei der Wohnortwahl. Zum Beispiel ist die Betreuungsquote der unter 3-Jährigen im Landkreis Uelzen über dem niedersächsischen Durchschnitt und die Kinderbetreuung wurde in den Jahren 2019/2020 besonders stark ausgebaut. Familienfreundlichkeit, die gute Erreichbarkeit der Metropolen Hamburg und Hannover und bezahlbarer Mietraum und Immobilien sollten zur Fachkräftegewinnung- und Bindung als Vorzüge des Landkreises stärker herausgearbeitet werden

Das Programm im Überblick

Zur Erreichung der Programmziele bedarf es eines multimodalen und zielgruppenübergreifenden Konzeptes, das bei Bedarf flexibel an die Bedürfnisse der Programmteilnehmer angepasst werden kann, so dass ein Teilnehmer fallweise alle oder auch nur ein Programmangebot in Anspruch nehmen kann. Dazu wird die Etablierung eines strukturierten Programms zur Unterstützung der Versorger im Gesundheitswesen, bei der Suche nach Nachwuchskräften und für (angehende) Mediziner alle Ausbildungsschritte im Landkreis mit Unterstützung zu durchlaufen, angestrebt.

Zielgruppen

Pädagogische Studien zeigen, dass sich der Berufswunsch bei Jugendlichen früher manifestiert als erwartet. Dies gilt besonders für den Top-Berufswunsch des Arztes oder der Ärztin. Das gilt jedoch nicht unbedingt für den Landarztberuf. Deshalb soll den Schülern der Mehrwert eines Lebens und Arbeitens im Landkreis Uelzen als Mediziner aufgezeigt werden.

An dieser Stelle setzt das Programm an: Es beginnt bei der Beratung in den Schulen und zielt auf eine langfristige regionale Begleitung und Bindung über alle Stationen des Arztwerdens hinweg. Dies umfasst alle vier Zielgruppen.

strukturbildende Maßnahmen

Für eine gelingbringende und nachhaltige Umsetzung des Programms bedarf es einer festen Strukturentwicklung. Dabei geht es insbesondere um eine gewisse Institutionalisierung des Programms um gezielt die vorhandenen Angebotsstrukturen sowie (finanziellen und personellen) Ressourcen zu nutzen und zu mobilisieren. Dies ist in Form einer Beratungsstelle und entsprechender Zusammenarbeit oder anderer geeigneter Kooperationsstrukturen mit zentralen Akteuren in einem Netzwerk denkbar. Um die Zufriedenheit der Zielgruppe zu erreichen ist ein zielgruppenorientiertes Marketing und ein Service-Gedanke wichtig.

Um letztendlich eine zukunftsorientierte Verstetigung zu gewährleisten wird begleitend ein wirkungsorientiertes Monitoring durchgeführt und für die Fortschreibung der Strategie Optimierungsmöglichkeiten herausgearbeitet und entwickelt. Im Detail umfassen die die Maßnahmen zur Strukturbildung folgende Punkte im Detail:

Schülerinnen und Schüler

An den weiterführenden Schulen des Landkreises werden in adäquaten Abständen der Beruf des Landarztes und die Berufe des Gesundheitswesens im Allgemeinen den Schülern nähergebracht. Das Netzwerk kommt an die Schulen und informiert dort mit Ärzten und anderen Fachkräften im Gesundheitswesen und versucht jede auch noch so kleine Frage zu beantworten und das Interesse an dem Beruf zu wecken.

Das Programmnetzwerk wird bei Berufsbörsen im Landkreis präsent sein. Besondere Aktionen an frequentierten Orten wie Jugendzentren/-einrichtungen sind angedacht. Zudem wird das Netzwerk der Bildungsregion des Landkreises Uelzen genutzt.

Um tiefergehende Eindrücke zu gewinnen, können die Schüler an Aktionen wie „Arzt für einen Tag“ teilnehmen oder sich dem Thema im Sozialen Jahr widmen. Die Schulpraktikanten und Teilnehmer am Freiwilligen Sozialen Jahr durchlaufen ein supervisiertes Curriculum in verschiedenen Einrichtungen und werden bei der Suche unterstützt. So hat der Landkreis mit Start Februar 2024 das Gemeinschaftsprojekt www.schulpraktikumsfinder.de der Allianz für Fachkräfte Nordostniedersachsen mitfinanziert. Unternehmen können in dem Portal ihre offenen Praktikumsstellen hinterlegen und erleichtern Schülern die Suche.

Schüler, die sich für ein Studium der Humanmedizin interessieren und den Beruf des Landarztes in unserer Region anstreben, können sich jederzeit vom Programmbüro beraten und bei Bedarf in Form eines Pre-Mentorings beim Übergang in das Studium und weiterführend begleiten lassen.

Umsetzung

I. Der ► Schulpraktikumsfinder ist entwickelt und soll ab Februar 2024 die Schülerinnen und Schüler unseres Landkreises beim Finden eines geeigneten Praktikumsplatz vor Ort unterstützen. Ab sofort haben Arbeitgeber im Gesundheitswesen die Möglichkeit sich zu registrieren und Ihre freien Schulpraktikumsplätze dort anzubieten. Infos finden Sie im ► Flyer .

Der Praktikumsfinder ‚lebt‘ vom Angebot: Gerne können andere Beteiligte darauf aufmerksam gemacht werden und die Information in Ihren Netzwerken geteilt werden.

Das Wichtigste dazu auf einen Blick:

Der Praktikumsfinder ist ein Projekt der IHK Lüneburg-Wolfsburg in Zusammenarbeit mit den Landkreisen Celle, Harburg, Heidekreis, Lüchow-Dannenberg, Lüneburg und Uelzen sowie den Agenturen für Arbeit Celle und Lüneburg-Uelzen. Es ist ein kostenfreies Angebot für Schülerinnen und Schüler und ALLE Unternehmen bzw. Anbieter von Praktikumsplätzen. Der Fokus liegt ausschließlich auf Schulpraktika, was die Recherche für Schülerinnen und Schüler aber auch Eltern und Lehrkräfte deutlich vereinfacht und so eine hohe Reichweite ermöglicht. Für ein optimales Matching sind von allen am Praktikum Beteiligten gemeinsam passgenaue Filtermöglichkeiten erarbeitet worden. 

Studierende der Humanmedizin

Studierende der Humanmedizin an den Studienstandorten Hannover, Oldenburg, Göttingen und Hamburg – besonders aus dem Landkreis Uelzen –  werden gezielt zur Programmteilnahme akquiriert. Das Programm wird sich auf überregionale Börsen und in diversen Medien vorstellen. Gezielt werden auch Social-Media-Kanäle genutzt.

Die Studierenden erfahren im Programm organisatorische Unterstützung in den Pflichtelementen ihres Studiums.

So ist ein dreimonatiges Pflegepraktikum abzuleisten. In den Sommer- und Wintermonaten während der prüfungsfreien Zeit können Studierende der Vorklinik an organisierten Blockveranstaltungen teilnehmen und ihr Praktikum in einer Einrichtung des Netzwerkes ableisten. Das Prozedere der Anerkennung beim zuständigen Landesprüfungsamt wird übernommen. Nach dem bestandenen ersten Abschnitt der Ärztlichen Prüfung (Physikum) werden auch Hausarzt- bzw. klinische Famulaturen vermittelt um den Studierenden die ärztliche Patientenversorgung in Einrichtungen der ambulanten, hausärztlichen und stationären Krankenversorgung vertraut machen.

Die Studierenden des letzten Studienabschnitts können sich zur Durchführung des Praktischen Jahres ebenfalls beraten lassen. So sind das Herz- und Gefäßzentrum Bad Bevensen und das HELIOS-Klinikum Uelzen anerkannte akademische Lehrkrankenhäuser der Medizinischen Hochschule Hannover und können als Lehrort ausgewählt werden.

Zusätzlich werden jährlich Teachings, Hospitationen und Workshops in Form von Summer School unter dem Motto „Bi uns up’n Land“ angeboten. Dort können die Studierenden im praxisorientierten und lockeren Umfeld zusätzliche medizinische Kenntnisse und Untersuchungstechniken erwerben und den Umgang mit speziellen Patientengruppen erlernen. Das kulturelle Abendprogramm nimmt die Besonderheiten des Landkreises als Lebens- und Arbeitsort in den Fokus. Damit sollen bereits Studierende an den Landkreis gebunden werden.

Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung

Mit der Einrichtung eines evidenzbasiert arbeitenden Weiterbildungsverbundes nach den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Familien- und Allgemeinmedizin (DEGAM) wird ein hochwertiges Angebot für die Weiterbildung angehender Allgemeinmediziner geschaffen. Es wird ein individueller Rotationsplan über die gesamte Dauer der Weiterbildung erstellt. Er ist nach dem Baukastenprinzip aufgebaut und kann flexibel auf die einzelnen Bedürfnisse zugeschnitten werden. Das Modul Verbundweiterbildung wird gemeinsam mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen und den Netzwerkpartnern erbarbeitet.

Ergänzt wird das Angebot durch die Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum zur Förderung der Weiterbildung in Niedersachsen (KANN). So können die ÄiW ortsnahe Begleitseminare zur fachlichen Fortbildung, Vernetzung und zum kollegialen Austausch besuchen. Diese werden stets von erfahrenen Referenten geleitet. Die ÄiW werden von ihren Arbeitgebern für Angebote des KANN freigestellt.

Gemeinsam mit dem KANN installiert das Programmnetzwerk eine regionale Mentoringgruppe. Mentoring ist ein bewährtes Instrument der Nachwuchsförderung. Ziel ist es, den Austausch untereinander und mit lokalen Ärzten zu ermöglichen, eigene Ziele zu reflektieren und Raum für Fragen zu geben. Themen können organisatorischer, aber auch privater Natur sein. Die Mentees bringen sich bei der Themenwahl aktiv mit ein, um eine zielgruppennahe Unterstützung zu schaffen. Die regionale Gruppe besteht aus mindestens einem Arzt (ambulant oder stationär) mit Weiterbildungsermächtigung aus dem Landkreis, ggf. eines Programmmitarbeiters und 5 bis 10 ÄiW. Das Mentoring hat somit das Potenzial, durch seine Interdisziplinarität langfristig die Kooperation zwischen den einzelnen Sektoren zu fördern. Die Treffen finden im regelmäßigen Turnus statt. Die Vorbereitung und Organisation der Treffen obliegen dem Programmbüro und der fachlichen Begleitung des Programms. Auf Wunsch kann auch ein Einzelmentoring stattfinden.

Die Mentoren werden in entsprechenden Train-the-Trainer-Seminaren in Hannover im Umgang mit ihren Mentees geschult und auf ihre Rolle vorbereitet.

Steht das Staatsexamen bevor, unterstützt das Programmnetzwerk bei der Vorbereitung der Facharztprüfung. Prüfer bereiten in einer möglichst authentischen und realistischen Prüfungssituation die ÄiW auf den Inhalt und den Ablauf vor.

Mögliche Maßnahmen für die Zielgruppe im Überblick:

niedergelassene Ärzte und Ärztinnen

Neben der Förderung von Nachwuchskräften, sollte die niedergelassene Ärzteschaft gestärkt werden, um die bestehende hausärztliche Versorgung zu unterstützen.

Eine bereits in anderen Landkreisen erprobte Maßnahme ist die monetäre Unterstützung bei Vorhaben von niedergelassenen Ärzten zur Praxiserweiterung oder Neuansiedlung insbesondere zur Anstellung von angehenden Nachwuchskräften. So soll auch der Ärzteschaft die Möglichkeit gegeben werden, Ärzte in Weiterbildung zu beschäftigen und an der Verbundweiterbildung teilzunehmen. Die monetäre Unterstützung kann in Form einer Richtlinie zur Förderung der niedergelassenen Ärzteschaft im Landkreis Uelzen (RL-Förderung Ärzteschaft) realisiert werden.

Ein weiterer möglicher Pfeiler zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung im Landkreis ist die geplante Einrichtung eines Primärversorgungszentrums (PVZ), wie es das künftige Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz (GVSG im SGB V) des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG) vorsieht. Der Grad der (Unter-)versorgung dient als Standortentscheidung.

Mit dem Ziel, den Landkreis Uelzen in die Lage zu versetzen, stärker den Aufbau der lokalen Versorgungsstruktur zu fördern, ist die Einbindung in Form eines kommunalen Betriebs denkbar, mindestens jedoch in Form einer Kooperation, wie im Entwurf des GVSG vorgesehen. Er möchte somit seiner Pflicht der kommunalen Daseinsvorsorge nachkommen. Die Rechtsgrundlage für die Einrichtung eines PVZ soll im neuen § 73a des SGB V geschaffen werden. Die Gründung eines PVZ kann nur gemeinsam mit mindestens einem zugelassenen „Anker-Arzt“ erfolgen (resp. MVZ, BAG o. ä.).

Ein PVZ soll ein besonderes hausärztliches Versorgungsangebot darstellen. Sie sollen in Kooperation mit Kommunen, anderen Fachärzten sowie weiteren niedrigschwelligen nicht-ärztlichen Leistungserbringern entstehen.

In einer Befragung Studierender der Humanmedizin der Kassenärztlichen Bundesvereinigung zeigte sich bereits 2010, dass 96 % der zukünftigen Ärzteschaft die Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtig ist. Geschlechtsunabhängig gaben Dreiviertel der Befragten an, sie möchten sich ihre Arbeitszeiten flexibel einteilen können. 61 % bevorzugen Teilzeitarbeitsmodelle. Insgesamt zeigt sich, dass eine Anstellung gegenüber einer Selbstständigkeit präferiert wird. Hier macht sich bemerkbar, dass die Medizin weiblich wird. So wünschen sich 77 % der weiblichen Studierenden anschließend in Teilzeit zu arbeiten, jedoch nur etwa ein Drittel der männlichen Kommilitonen. Im Zulassungsjahr 2022/2023 waren 2/3 der eingeschriebenen Absolventen weiblich, Trend steigend.

Das PVZ sollte die aktuellen Trends der Bedürfnisse an Arbeits(zeit)modellen berücksichtigen und bietet dafür eine gute Grundlage. Dies geht ebenfalls einher mit der abnehmenden Bereitschaft angehender Mediziner finanzielle Risiken einzugehen. Zudem kann das PVZ als niedergelassene „Ausbildungsstätte“ für Facharztausbildungen dienen und rundet das Gesamtkonzept ab.

Ausblick

Das hier vorgestellte Konzept ist als Ideensammlung anzusehen und beruht auf Recherchen zu Maßnahmen, die bereits als Einzelmaßnahme Erfolg in anderen Kommunen hatten. Zusätzlich sind innovativere Ansätze eingeflossen, die bisher so nicht existieren, insbesondere der ganzheitlicher Ansatz über vier Zielgruppen hinweg und ein Service- und Beratungsangebot.

Ansprechpartner

Gesundheitsregion Landkreis Uelzen
Madlen Trenker, MPH
Auf dem Rahlande 15
29525 Uelzen
0581/82-476