Die Berufliche Orientierung ist ein kontinuierlicher Prozess, der sich in verschiedenen Phasen vollzieht. Jugendliche stehen am Übergang von der weiterführenden Schule in die Berufswelt vor der Frage, welchen beruflichen Weg sie einschlagen wollen. Sie müssen ihre eigenen Interessen, Fähigkeiten, Kompetenzen aber auch Wünsche und Vorstellungen über ihr zukünftiges Leben mit den anstehenden aktuellen Anforderungen und Möglichkeiten der Arbeitswelt in Einklang bringen. In unserer pluralen Wissensgesellschaft ist es nicht leicht, aus der Vielfalt und Vielzahl an Möglichkeiten die eigene passende Platzierung in der Berufswelt zu finden. Und selbst wenn diese gefunden wurde: So stellt sich im späteren Berufsleben mit Blick auf die eigene Entwicklung, die sich ständig weiter entwickelnden Technik und wandelnde Gesellschaft die Frage, ob berufliche und private Situation (noch) zusammenpassen. Berufliche Orientierung ist somit ein lebenslanger Prozess, quasi eine Lebensaufgabe.
Berufliche Orientierung findet in den Phasen Selbstfindung, Information, Entscheidung und Realisierung statt. In diesen Phasen werden umfangreiche Erfahrungen über die eigene Persönlichkeit und die aktuelle Arbeitswelt gesammelt und miteinander abgeglichen. So ist es durchaus üblich bis zum Finden der passenden Platzierung nicht alle Phasen vollständig zu durchlaufen und immer wieder in vorhergehende Phasen zu wechseln: Wird zum Beispiel eine berufliche Ausbildung ausgewählt (Phase der Entscheidung), dann an einem Praktikum teilgenommen und festgestellt, dass die eigenen Vorstellungen nicht der Realität entsprechen, so müssen die eigenen Kompetenzen erneut analysiert (Phase der Selbstfindung) und sich über andere Berufe informiert (Phase der Information) werden.
Der Prozess der Beruflichen Orientierung startet für Jugendliche meist im Alter von 14 bzw. 15 Jahren und knüpft an die Persönlichkeitsentwicklung in der Kindheit an. Bereits als Kinder haben Jugendliche zahlreiche Interessen (z.B. für einzelne Sportarten, Sprachen, Hobbies usw.), Vorlieben (z.B. gern mit anderen zusammenarbeiten) und Kompetenzen (z.B. bei einem Streit vermitteln) entwickelt, für die es nun gilt, sie mit der Brille einer möglichen Beruflichen Orientierung zu betrachten, aber sie auch mit Blick auf die berufliche Welt weiterzuentwickeln.
In jeder Phase stehen grundlegende Aufgaben an:
Phase der Findung
In der Findungsphase können vielfältige Verfahren zur Feststellung der eigenen Kompetenzen eingesetzt werden: In Niedersachsen wird vorrangig die Methode „Profil AC“ genutzt. Es kommen mehrere Methoden mit dem Ziel, die individuellen fachlichen und überfachlichen Kompetenzen und beruflichen Interessen herauszuarbeiten, zum Einsatz. Durch konkrete Aufgaben, bei denen die Jugendlichen beobachtet werden, erhalten sie ein Feedback zur Sozial-, Personal- und Methodenkompetenz oder den Fähigkeiten zum Umgang mit der Informationstechnik. Umfangreiche Informationen zum eingesetzten Diagnoseverfahren finden sich im Bereich Berufliche Orientierung, Kompetenzfeststellungsverfahren beim Niedersächsischen Kultusministerium. Informationen zum Diagnoseverfahren „2P: Potenzial & Perspektive“ für zugewanderte Jugendliche finden sich dort ebenso.
Phase der Information
In der Phase der Information stehen umfangreiche und vielfältige Informationsquellen zur Verfügung. Die Herausforderung liegt darin, die für die eigene Berufliche Orientierung maßgeblichen Informationen aus der Vielfalt herauszufiltern und für den eigenen Auswahlprozess zu nutzen. Denn: Einerseits organisieren die weiterführenden allgemein bildenden Schulen Messen, Informationsveranstaltungen mit Partnern, in den Betrieben, bei den Kammern oder im eigenen Haus. Andererseits bieten auch Unternehmen, die Jugendberufsagentur oder die Berufsbildenden Schulen Informationstage, Berufsmessen und Berufsberatungen an. Umfangreich individuell Beratungen bietet zudem die Jugendberufsagentur Uelzen an. Hinzu kommen noch zahlreiche vielfältige digitale Angebote. Es bietet sich an, die im Schulunterricht vermittelten Strukturierungsmethoden für Fachtexte, Recherchen oder Bündelung von Informationen anzuwenden und nach einer Vorauswahl von Berufsfeldern bzw. Berufen sich gezielt zu informieren.
Phasen der Entscheidung und Realisierung
Die Phase der Entscheidung und Realisierung nehmen die Jugendlichen i.d.R. an der Durchführung von Praktika teil, bevor sie in das Berufsleben starten. Alle weiterführenden allgemein bildenden Schulen organisieren für die Schülerinnen und Schüler im Verlauf der Schulzeit Praktika und unterstützen mit einem Bewerbungstraining im eigenen Unterricht oder durch Angeboten von Kooperationspartnern. Umfangreiche Informationen und Unterstützungsmöglichkeiten finden Schülerinnen und Schüler auf den Startseiten von planet-beruf.de der Bundesagentur für Arbeit.
Wichtig ist es die gemachten Erfahrungen zu dokumentieren. Sonst gehen die gemachten Erfahrungen, eigenen Bewertungen oder auch Einschätzungen der eigenen Neigungen und Kompetenzen wieder verloren. Die Schulen bieten bereits im Rahmen der Beruflichen Orientierung Dokumentationsmöglichkeiten an. Weitere Materialien zur Dokumentation der Beruflichen Orientierung finden sich unter dem Stichwort Berufswahlpass auf den Seiten des Niedersächsischen Kultusministerium.
Grundlegende Informationen und spezifisch auf Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Eltern bezogene Informationen zum Berufswahlpass finden sich auf der eigens dafür eingerichteten Website.